Der Konzern Versicherungskammer bietet seinen Agenturen und Geschäftsstellen in Zusammenarbeit mit der Technische Universität München School of Management (TUM) die Möglichkeit, sich als „nachhaltige Vertriebsstelle“ zertifizieren zu lassen und zeichnet die Agenturen und Geschäftsstellen mit einem Siegel aus. Gemeinsam mit Prof. Gunther Friedl von der TUM hat der öffentliche Versicherer Kriterien für einen Zertifizierungsprozess erarbeitet, die auf einem wissenschaftlichen Konzept des Lehrstuhls basieren. Im Gespräch mit Versicherungsbote erläutert Klaus G. Leyh, Vorstand Vertrieb und Marketing im Konzern Versicherungskammer, wie die Zertifizierung auf die Nachhaltigkeitsziele des Konzerns einzahlt, welche Vorteile die Vertriebsstellen durch die Zertifizierung erhalten und welche Voraussetzungen sie dafür erfüllen müssen.

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Versicherungsbote: Herr Leyh, wie fügt sich die Zertifizierung der Vertriebsstellen in die übergeordneten Nachhaltigkeitsziele des Konzerns ein? Gibt es einen größeren Plan oder eine Strategie, zu dem diese Initiative beiträgt?

Klaus G. Leyh: Die Zertifizierung unserer Vertriebe als nachhaltige Vertriebsstellen ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Wir beschäftigen uns damit, wo wir als Dienstleister mit unseren Geschäftsprozessen wirklich etwas bewirken können. Deshalb haben wir uns erste erreichbare Ziele gesetzt. Zum Beispiel reduzieren wir mit konkreten Zielvorgaben in den nächsten Jahren den CO2e-Ausstoß in der Kapitalanlage und im eigenen Geschäftsbetrieb. Nicht zuletzt ermutigen wir unsere Vertriebsstellen, sich als nachhaltige Vertriebsstelle zertifizieren zu lassen.

Wie stellen Sie sicher, dass diese Zertifizierung nicht nur als Marketinginstrument genutzt wird, sondern tatsächlich nachhaltige Veränderungen im Arbeitsalltag bewirkt?

Wir legen großen Wert darauf, dass die Zertifizierung mehr ist als nur ein Marketinginstrument. Damit sie echte Veränderungen bewirkt, haben wir mit dem Zertifikat von Prof. Friedl alltagsnahe Kriterien eingeführt, die einfach umgesetzt werden können, aber langfristige Auswirkungen haben. Außerdem werden die Maßnahmen regelmäßig überprüft. Die Vertriebsstellen müssen die Zertifizierung alle zwei Jahre durch die unabhängigen Auditoren der TUM prüfen lassen. Damit werden die Glaubwürdigkeit und Effektivität der Maßnahmen sichergestellt.

Welche spezifischen Maßnahmen müssen die Vertriebspartner ergreifen, um die Zertifizierung zu erhalten? Können Sie Beispiele für besonders erfolgreiche Maßnahmen nennen?

Die Vertriebsstellen können verschiedene Maßnahmen ergreifen wie beispielsweise Papierreduktion, Wechsel des Stromanbieters, mehr Digitalisierung, optimierte Dienstreisen, Spenden, soziales Engagement oder ÖPNV-Subventionen. Ein konkretes Beispiel für die Umsetzung dieser Maßnahmen: Die Agenturen überlegen, wie sie umweltschonend Strom nutzen können und wechseln zu einem Ökostrom-Anbieter. Einige Agenturen gehen bereits einen Schritt weiter und installieren eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, um den damit produzierten Strom selbst zu verwenden. Außerdem berichten die Mitarbeitenden aus den Vertriebsstellen, dass sie ihre Arbeitsprozesse noch stärker digitalisieren und dadurch immer weniger Papier verbrauchen. Damit erreicht die Zertifizierung ein langfristiges Umdenken im Arbeitsalltag.

Wie wird der Erfolg der Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den zertifizierten Vertriebsstellen gemessen und bewertet? Gibt es konkrete Kennzahlen oder Benchmarks?

Gemessen wird der Erfolg der Nachhaltigkeitsmaßnahmen von Prof. Friedl und seinem Expertenteam über ein Scoring-Modell, das die Maßnahmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitswirkung bewertet. Dazu werden sowohl Verbrauchsinformationen abgefragt und in einem Emissionsfußabdruck verarbeitet. Aber auch soziale Aspekte wie Spenden und Engagements vor Ort sowie eine verantwortungsvolle Unternehmensführung im Sinne von Weiterbildungsangeboten zum Thema Nachhaltigkeit für die Mitarbeitenden werden berücksichtigt.

Welche konkreten Vorteile haben Kunden von der Zertifizierung der Vertriebsstellen? Gibt es sichtbare Verbesserungen in der Beratung oder im Kundenservice?

Sehr viele Kunden haben uns zu der Zertifizierung der Vertriebsstellen gratuliert. Beispielsweise schätzen sie die Möglichkeit der virtuellen Beratung. Das beobachten wir verstärkt in den Beratungen für betriebliche Versicherungen, bei denen es teilweise weite Anreisen zu den Betrieben gibt. Die Zertifizierung nutzt natürlich nicht allein der Beratung. Unsere Kundinnen und Kunden honorieren, dass wir uns mit der Integration und Umsetzung des Themas Nachhaltigkeit im Alltag auseinandersetzen.

Wie gehen Sie mit Kritik und Verbesserungsvorschlägen von Vertriebspartnern oder Kunden in Bezug auf die Zertifizierung und die umgesetzten Maßnahmen um? Gibt es ein Feedback-System oder regelmäßige Evaluierungen?

Ganz grundsätzlich honorieren unsere Vertriebspartner diese Möglichkeit, denn sie zeigt ihnen, ebenso wie den Kunden, dass wir uns mit den gesellschaftlich brisanten Themen unsere Zeit ernsthaft auseinandersetzen und unseren Teil zur Bewältigung beitragen. Mit unseren Vertriebspartnern sind wir regelmäßig im Austausch und nehmen Verbesserungsvorschläge, wie zu allen anderen Themen auch, dankbar entgegen. Dieses geben wir konsequent an Prof. Friedl und sein Team weiter und es wird geprüft, wie das Feedback bei einer Weiterentwicklung des Erfassungstools berücksichtigt werden kann. Die Kriterien und Benchmarks werden mindestens einmal jährlich auf den Prüfstand gestellt und an neue Standards, gesetzliche Vorgaben etc. angepasst, um eine andauernde Verbesserung der Nachhaltigkeitsbemühungen zu erreichen. Dies ermöglicht es uns, flexibel auf Veränderungen und neue Herausforderungen zu reagieren.

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