"Beraten und Verkauft" - Egizzi über die DVAG
Der Film zeigt auf, dass „gut mit Menschen können“ im Prinzip schon das Wichtigste sei. Dies wurde in Bewerbungsgesprächen offen kommuniziert. Ein Interviewpartner bemerkt dazu: „Vorkenntnisse? Das ist sowas von egal. Das ist mitunter manchmal ganz gut. Man kommt da schnell rein. Ein Begriff der Branche heißt: Fachidiot schlägt Kunden tot.“
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„Fachidiot schlägt Kunden tot“
Auch in der späteren Mitarbeiterschulung ist ein ähnlicher Tenor zu hören: „Wenn man bei uns anfängt, hat man keine Ahnung und das ist auch ganz gut so. Das ist wie bei einer Festplatte, die kann man von vorne bespielen. Wenn da erstmal ein paar Viren und Würmer drauf sind, dann ist das schwierig das alles erstmal runterzubringen.“
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Eindrucksvoll gestaltet sich auch die jährliche Eigenveranstaltung der DVAG, der "Vermögensberater-Tag":
Bei diesem aufwendig und pompös gestalteten Event versammeln sich etwa 15.000 Unternehmensangehörige zum Selbstbeweihräucherungsakt. Betont wird der Zusammenhalt als eine "berufliche Familie".
Wie es im Film heißt, gibt die DVAG jährlich rund 50 Millionen Euro für Aus- und Weiterbildung aus. Da 60 Prozent der Berater nebenberuflich aktiv sind, ist die qualitativ hochwertige Beratung zusätzlich eher schwer zu garantieren. Da ist es kaum verwunderlich, dass einer Kundin sowohl eine Riester- als auch eine Rüruprente verkauft wurden. In einer Testberatung, in welcher der Berater zufällig ausgewählt wurde, ist diese Kombination sogar erneut verkauft worden.
Der Film zeigt auch, welche Schwierigkeiten damit verbunden sein können, sich von der Gesellschaft zu lösen. Denn die Berater sind in der Regel Handelsvertreter, vertraglich fest an die DVAG gebunden. Die Kündigungsfrist beträgt 15 Monate. Zusätzlich werden Provisionen zum Teil eingefroren werden. Dies macht es nicht einfacher, den Vertrieb zu verlassen. Mittlerweile sind diesbezüglich mehrere Klagen anhängig.
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Der große Erfolg der DVAG zeichnet sich aber auch durch die gute Vernetzung mit der Politik aus. So hielten in den vergangen Jahren unter anderem Kanzlerin Angela Merkel und der damalige Außenminister Guido Westerwelle flammende Reden vor den Vertrieblern. Auffällig ist ebenfalls, dass viele Politiker in verschiedenen Positionen bei der DVAG tätig waren oder sind. So ist zum Beispiel Altkanzler Helmut Kohl im DVAG-Beirat, der ehemalige Finanzminister Theo Waigel ist im Aufsichtsrat und auch Westerwelle war bereits im DVAG-Beirat tätig. Ob dabei größere Parteispenden eine Rolle gespielt haben? So wird die enge Verknüpfung mit der Politik seit längerem wegen möglicher Einflussnahmen auf Gesetzesprojekte kritisch betrachtet. Laut TAZ-Parteispenden-Watch erhielt die CDU zwischen 2004 und 2010 knapp 860.000 Euro von der DVAG. Bei der FDP waren es immerhin noch 449.000 Euro.
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